„Ein Satz, der mich trägt.“ Worte, die Mut machen, so lautet der Aufruf zur Blogparade von Sylvia Tornau. Sie ist Trauma-Coach und systemische Therapeutin und vor allem ist sie Mensch mit ihrer eigenen Geschichte. In ihrem Artikel erzählt sie von einem Satz, der sie schon lange Zeit trägt.
Ich kenne diese Sätze sehr wohl, diese Sätze, die so tief in einen eingebrannt sind, um zu tragen, dann wenn wir drohen zu fallen. Vielleicht hast auch du solch einen Satz in deinem Leben.
Das Leben läuft in Wellen
Im Leben ist Bewegung, ständiger Wandel und ewige Entwicklung. Nie bleibt etwas, wie es ist – auch, wenn wir es noch so gerne hätten. Erreichen wir doch manchmal einen Standpunkt im Leben, an dem wir uns richtig wohlfühlen, so kann es bleiben schwingt es im Innern. Und doch kommt schon die nächste Welle im Leben! Manchmal überspülen sie dich, manchmal erdrücken sie dich fast und manchmal drohst du darunter zu ersticken.
Für ebendiese Momente der Herausforderung im Leben brauchen wir Halt und Anker. Ich nenne sie auch Notfall-Sets, die dann greifen, wenn du drohst zu fallen. Dafür nutze ich viele unterschiedliche Ansätze und einer davon sind die Sätze, die mich tragen.
In den Stunden allein, mit dir selbst wirst du reicher
Irgendwie war ich immer anders und eckte dadurch auch viel an. In meiner Familie wurde mir immer wieder gesagt, ich würde übertreiben. Meine Wahrnehmung, die ich nun mal hatte, schien also falsch zu sein. Ich schien falsch zu sein. Seit meiner Kindheit begleitete mich dieses Phänomen, dass ich etwas so tief in mir empfunden hatte und mir suggeriert wurde, dass das nicht so sei.
Dadurch habe ich gelernt, nicht vorschnell zu urteilen und habe ein Feingefühl für die Befindlichkeiten und Wahrnehmungen anderer Menschen und Tiere entwickelt. Daraus hat sich eine große Stärke entwickelt, eine Empathie und Feinsinnigkeit, die mir heute ermöglicht, mich in Wesen einzufühlen. Es ist eine Gabe geworden, die mich befähigt, meine Lebensfreude-Beratungen auf einfühlsame Weise zu führen.
Doch damals fühlte ich mich oft so falsch, ich stellte mich selbst in Frage, zweifelte an meinen Wahrnehmungen und mir. Als Jugendliche sammelte ich Zitate und Sprüche und klebte sie an meine Wand. Sie dienten mir als Bewusstseinsstützen, und Worte trugen Emotionen. Ich zog mich viel zurück und verbrachte jede mögliche Zeit in der Natur. Dort fühlte ich mich geborgen, verstanden und aufgenommen.
Ich las viel und irgendwann fiel der Satz in mein Bewusstsein: In den Stunden allein mit dir selbst wirst du reicher. Und so habe ich es immer empfunden. Ja, ich war viel allein und ja, man suggerierte mir, dass auch das falsch war. Dennoch spürte ich die Wahrheit in diesem Satz. Ich wusste immer, dass die Zeit allein mit mir so wichtig für mich war und ist.
Ich konnte den Erwartungen der Menschen in meinem Umfeld oft nicht genügen. Damals wusste ich noch nichts von meiner Hochsensibilität, ich zweifelte zuallererst immer an mir selbst. Umso befreiender war es für mich, als ich die erste Literatur zur Hochsensibilität gelesen hatte. Endlich wurde mir klar, dass ich nicht falsch oder verrückt war. Sondern ich durfte endlich meinen Wahrnehmungen trauen und wissen, dass ich gut bin, so wie ich bin.
Mein gesamtes bisheriges Leben verbringe ich viel Zeit allein mit mir selbst. Mit meinem SELBST, meinen Empfindungen, Wahrnehmungen, Gedanken, Visionen, meiner Seele und stelle dabei fest: Allein sein ist doch eher ein ALL-EIN sein. Denn in den Stunden mit mir selbst, da komme ich ganz bei mir an, da spüre ich meine Seele, da kommt ganz von ALL-EINE die Verbindung zum gesamten Naturreich, das mich umgibt.
Es fühlt sich nie an wie Einsamkeit, sondern wie Reichtum, und dafür bin ich sehr dankbar.
Froh zu sein bedarf es wenig, nur wer froh ist, ist ein König
Dennoch gibt es unzählige Momente im Leben, an denen einen einfach alles nervt, nichts so läuft, wie es laufen sollte und man am liebsten die Flinte ins Korn schmeißen würde. Und dann ist er da, dieser kindliche Spruch, der in mein Bewusstsein gebrannt ist.
Froh zu sein bedarf es wenig, nur wer froh ist, ist ein König. Wir sagen ihn so oft in unserer Familie. Immer, wenn es eng wird. Immer wenn es schwierig wird, dann kommt er ins Bewusstsein und irgendeiner von uns spricht ihn aus. Sofort wird es leichter ums Herz und es zaubert sich wieder ein sanftes Lächeln auf die Lippen.
Ursprünglich kam dieser Satz von einem Mann, mit dem ich vier Jahre zusammen war. Er wuchs in einer Familie mit 10 Geschwistern auf und dieser Satz trug auch dort die ganze Familie immer und immer wieder.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben
Wenn man, so wie ich, über 50 Jahre alt ist, dann gab es schon viele Stationen im Leben. Viele Neubeginne, viele Umzüge, viele Veränderungen. Freiwillige und unfreiwillige, schöne und schmerzhafte. Schon in Jugendjahren las ich gerne Hermann Hesse und so begleiteten mich seine Stufen schon sehr lange Zeit.
Und nicht nur, dass ich sie gelesen hätte, nein ich habe sie durchlebt, erfasst und begriffen. Sie entsprechen meiner absoluten Wahrheit und ich bin Hermann Hesse dankbar für seine mit Inhalten codierten Buchstaben in seinen Schriften. Ich habe es immer und immer wieder erfahren, dass in jedem Anfang dieser magische Zauber liegt, der einen über all die Hindernisse trägt und über all den Schmerz und Angst.
Wir habens gut, wir verlieren nie den Mut
Zum Schluss fällt mir noch ein weiterer Satz ein, den sich die Kinder in der Großfamilie meines ehemaligen Partners immer und immer wieder vorgesungen haben. Ich habe diesen Satz so oft von ihm gehört, dass auch dieser sich eingeprägt hat. Und ich gab ihn an meine Kinder weiter und bin mir ziemlich sicher, sie werden ihn an ihre Kinder weitergeben.
So einfach, so kindlich, so unpoetisch – aber echt und authentisch, tragfähig und voller Kraft! Ich lebe mit meiner Familie auf einem Lebenshof, immer begleiteten uns viele verschiedene Tiere. Das bedeutete immer immense Kosten und oft kranke, verstörte Tiere, denen wir helfen wollten. So oft wussten wir nicht, wie es weitergeht. Wie wir alles bezahlen sollten, wie wir all die Arbeit schaffen könnten. Auch wenn wir umgezogen sind, siedelte der gesamte Lebenshof mit all seinen Tieren um.
Das war oft überwältigend und in Situationen, in denen der Verstand und die Menschen aus dem Umfeld dir sagen wollten: Gib endlich auf. Da kam er, dieser großartige Kindersatz: Wir habens gut, wir verlieren nie den Mut. Selbst in den Monaten, die wir in einer Übergangslösung im Wohnwagen mit allen Tieren verbrachten, trug dieser Satz uns weiter. Weiter und weiter.
Er half mir, die Treue zum eigenen Sein zu bewahren. Die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und mutig, mit Schwung weiterzuschreiten.
Welch schöne Idee von Sylvia, sich die Sätze, die uns tragen, einmal bewusst zu machen. Wenn auch du solche Sätze in dir trägst, dann schreib doch auch einen Artikel dazu. Und wenn du einmal über deine Beziehung zur Natur nachsinnen möchtest, dann kannst du dich an meiner Blogparade „Welche Bedeutung hat die Natur in deinem Leben“ beteiligen.
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